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OSTWIND AM PEGELHAUS

  • Autorenbild: Pixelanimo
    Pixelanimo
  • 28. Sept.
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 13. Nov.

 

Altes Pegelhaus am Kap Arkona
Ruine Pegelhaus am Kap Arkona

Einer der geheimnisvollsten Orte an der Kreideküste ist für mich die Ruine des alten Pegelhauses am Kap Arkona. Dieser kleine Mini-Lost-Place hat es mir angetan, seit ich ihn zum ersten Mal erblickte.

Mittlerweile war ich über die vielen Jahre schon öfter dort, habe mir bereits einen Traum zum Sonnenaufgang erfüllt, besuchte das Häuschen tagsüber und auch zum Sonnenuntergang.

Da es bei Westwind dort eher keine Wellen gibt und das alte Pegelhaus dann meist nur wenig oder gar nicht im Wasser steht, machte sich der Wunsch breit, es ein einziges Mal bei richtigem Seegang festhalten zu wollen.

Eines Abends im letzten Sommerurlaub war dann endlich alles perfekt. Den ganzen Tag wehte der Wind schon straff aus Ost, auf der Webcam sah ich die schönen Schaumkämme auf den Wellen und meine Wetter-App verriet mir, dass aufgrund der besonderen Wolkenkonstellation das Licht des Sonnenuntergangs von Nordwesten bis Nord strahlen wird, was meine Blickrichtung wäre. Eine Weile beobachtete ich nach dem Abendessen noch das Geschehen am Himmel vom Balkon unserer Ferienwohnung aus, bevor ich dann meinen Fotokram auf's Fahrrad packte und mich auf dem Weg zum Gellort machte, um dort vom Hochufer zum Strand abzusteigen. Die Sonne stand inzwischen schon sehr tief und zauberte bereits fantastische Farben, welche tatsächlich weit strahlten. Als ich dann unten am Ufer war und um die Ecke bog, sah ich das Pegelhaus zum ersten Mal so richtig in der heranbrausenden Ostsee stehen.

So gern wie ich an diesem Ort bin, so angespannt bin ich aber auch die ganze Zeit, da der Weg dorthin dann zeitweise verdammt schmal wird und ich war unschlüssig, ob ich bei dem Wellengang überhaupt noch mein Ziel erreichen würde.

Aber es passte an der kleinen Engstelle, bzw. ich passte da gerade noch hin ohne auf dem Kreideweg rumschlickern zu müssen. Kurze Zeit später konnte ich dann meine Kamera samt Stativ an der Wasserkante positionieren, während die Wellen meine Füße straff umspülten.

Nun hatte ich genau das, was ich mir für diesen Ort noch gewünscht habe und das Sonnenuntergangslicht hielt, was es versprochen hatte. Alles erstrahlte in so wunderbar zarten Farben und ich ließ meine Kamera mit aufgesetztem Graufilter immer eine halbe Sekunde belichten, wenn eine Welle anrollte. Deshalb sehen die Wellen auf dem Bild so langgezogen schaumig, fast schon „sahnig“ aus. Ich liebe das total und beim Anblick der Fotos auf meinem Kameradisplay, hüpfte mein Herz förmlich vor lauter Freude.

Eine Stunde stand ich wie festgenagelt in der tosenden Ostsee und mir wurde wieder mal bewusst, wie sehr ich diesen verwunschenen Ort mit dem alten Pegelhaus, welches eine wirklich enorme Anziehungskraft hat, mag. Trotz allem ist mir natürlich bewusst, dass man solche Orte nicht unterschätzen darf, gerade bei Ostwind immer auch den Wasserstand im Blick haben muss und dort auch nach längerem Regen nicht hingehen sollte, was ich auch tatsächlich nicht mache.

Ein Restrisiko bleibt jedoch immer, wie man es überall im Leben, jeden Tag auf irgendeine Art und Weise hat.

Da es inzwischen nun schon ein wenig dunkel geworden war, tapperte ich dann mit meiner Taschenlampe schnell auf dem engen Pfad entlang der Kreidefelsen zurück, stoppte nochmal kurz am Siebenschneiderstein und lief dann die Treppen zum Hochufer rauf. Dort erwartete mich mein Fahrrad und es ging durch das kleine Wäldchen zu den Leuchttürmen und zurück nach Putgarten.

Was war das doch für ein wunderbarer Fotoausflug!

Noch etwas Geschichtliches zum alten Pegelhaus:

Ab 1833 gab es am Kap Arkona unterhalb der Kreideküste einen Schiffsanleger und es wurde eine Treppe die Steilküste hinauf errichtet. Der Schiffsanleger wurde 1953, während einer Sturmflut, vollständig zerstört. Dadurch wurden dann auch die Pegelhäuser, zur Messung des Pegelstands der Ostsee, überflüssig und sich selbst überlassen. Eine neue Treppe, die Königstreppe, wurde 1995 eingeweiht und jedoch bereits im Dezember 2012, nach einem tragischen Unglücksfall wegen starker Kliffabbrüche, dauerhaft gesperrt.

 
 
 

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